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Gedicht „Ein Zürcher am Bodensee“ und kolorierte Skizzen von Johannes Weiss

...vorgetragen am Freitag, 10. Mai 2019 anlässlich der Bilderausstellung „Rorschacher Stadtansichten“

Johannes Weiss, Grafiker und Lebenskünstler aus dem Zürcher Oberland, sinniert* mit Wort und Lied über die Stadt am See und zeigt Bilder aus dem Skizzenbuch von seiner neuen Wahlheimat am Bodensee.

* sich Gedanken machen, überlegen, sich versenken, sich vertiefen; (schweizerisch) hirnen; (gehoben) nachsinnen; (bildungssprachlich) reflektieren; (umgangssprachlich) brüten über, sich einen Kopf machen (DUDEN).

Bild: Hafen mit Kornhaus, Rorschach/SG

Gedicht „Ein Zürcher am Bodensee“ und kolorierte Skizzen von Johannes Weiss

...vorgetragen am Freitag, 10. Mai 2019 anlässlich der Bilderausstellung „Rorschacher Stadtansichten“

Johannes Weiss, Grafiker und Lebenskünstler aus dem Zürcher Oberland, sinniert* mit Wort und Lied über die Stadt am See und zeigt Bilder aus dem Skizzenbuch von seiner neuen Wahlheimat am Bodensee.

* sich Gedanken machen, überlegen, sich versenken, sich vertiefen; (schweizerisch) hirnen; (gehoben) nachsinnen; (bildungssprachlich) reflektieren; (umgangssprachlich) brüten über, sich einen Kopf machen (DUDEN).

Bild: Hafen mit Kornhaus, Rorschach/SG

Es ist ziemlich genau vor gut fünf Jahren

ist mutig ein Zürcher gen’ Osten gefahren,

zu umrunden den Bodensee war sein Ziel

und finden am See hier ein neu Domizil.

Am Wasser zu leben und Berge zu sichten,

oder muss er auf eines von beiden verzichten?

Arbon, ein Städtchen, das würd’ ihm gefallen,

doch liegt es im Thurgau und nicht in St. Gallen.



Bild: Fischmarktplatz, Arbon/TG

Zieht also er weiter, ist mittags in Konstanz,

und wird dort betöret vom Reichtum und Hochglanz.

Man könnte fast glauben er sei in der Schweiz,

der deutsche Charakter verliert seinen Reiz.

Er sattelt sein Bike, erreicht Ludwigshafen,

gönnt sich eine Pause, kann dort etwas schlafen.

Majestätisch die Meersburg vor ihm jetzt thront

wo einst auch von Droste-Hülshoff gewohnt.



Bild: Schloss Meersburg/D

Am Himmel zieht leise ein Luftschiff dahin:

schweben wie ein Zeppelin, das wär ein Gewinn!

Von oben zu gucken, im Magen ganz flau,

tief unter uns plötzlich erscheint nun Lindau.

Ein Schmuckstück, Juwel, es ist eine Insel,

rings um sie her ein blaues Gepinsel.

Bewacht wird der Hafen von Leuchtturm und Löwe,

begleitet vom Flug und dem Lachen der Möwe.



Bild: Hafen von Lindau/D

Von hier wärs nicht weit mit dem Schiff schnell hinüber,

die Stadt am See liegt gleich gegenüber.

Den Rhein bei Fussach er muss überqueren,

die Wege im Delta schein sich zu vermehren.

Der Zürcher verirrt sich im Schilf und im Stroh,

die Grenze zur Schweiz wird zum Waterloo.

Da endlich erblickt er im Abendrot

das Städtchen Rheineck als Retter der Not.


Bild: Rheineck/SG am alten Rhein

Entlang des Ufers vom alten Rhein

erreicht er dann Rorschach und springt hinein

ins Wasser vor Freude, ruft laut in die Nacht:

hier lasset uns bleiben, s’ist gut ausgedacht!

Besteigt mit dem Fahrrad am Bahnhof den Zug,

fährt quer durch die Stadt und sagt sich ganz klug:

Hier kehr ich zurück, hier lässt es sich leben.

So ist es gewesen, so hat’s sich ergeben.



Bild: Badhütte von Rorschach/SG